Was Sie über Geld wissen sollten
Eine angepriesene Anlage, die keine Anlage ist
Es gibt nur wenige Dinge im Leben, die den Menschen so sehr bestimmen, wie das Geld. Ohne Geld ist ein normales Leben in der heutigen Zivilisation gar nicht mehr vorstellbar. Sie müssen ihre Miete zahlen, Lebensmittel einkaufen, das Auto volltanken oder Bahnticket kaufen, den Arzt bezahlen und vieles mehr.
Der Gebrauch in der Praxis ist sehr einfach. Wir alle nutzen Geld täglich in dem wir Konsumieren, Spekulieren, Investieren, Sparen oder Kredite aufnehmen, ohne drüber nachzudenken, wie es eigentlich funktioniert. In der Theorie ist das ganze Thema äußerst komplex und kann ganze Bücher füllen. Kein Wunder, dass nur wenige Menschen das Geldsystem verstehen.
Für die Grundprinzipien des Investors ist es gar nicht notwendig so tief in die Geldtheorie einzugreifen. Vielmehr ist es wichtig den inneren Wert des Geldes zu begreifen und in etwa eine Vorstellung zu haben, wie die Geldschöpfung funktioniert (Wie Geld entsteht).
Geldentwicklung bis heute
Geld hat eine lange Tradition, ohne der die Entwicklung unser derzeitiger Kulturen niemals möglich gewesen wäre. Mit dem Handel wurde die Produktion und Wirtschaft erst angekurbelt. Während in den Anfängen des Geldes noch Muscheln, Getreide, Felle, Hühner oder vergleichbares als Tauschobjekte diente, haben sich im Laufe der Zeit Gold und Silber in Form von Münzen etabliert. Es entstanden Banken die und die Gold und Silbermünzen wurden später durch Scheine und anderen Münzen aus anderen Metallen wie z.B. Kupfer ersetzt. Gelder konnten via Überweisungen an andere Menschen übertragen werden. Durch das Zeitalter des Internet läuft inzwischen ein großer Teil des Transfers auf elektronischen Wege. In einigen Ländern ist es sogar schon üblich, dass kaum noch mit Bargeld, sondern nur noch mit einer Karte (EC-Karte, Kreditkarte ect.) gezahlt wird.
Dies klingt so weit sehr interessant und sieht gut aus. Sie sollten jedoch wissen, dass es zwei Arten von Geld gibt. Der Unterschied wird klar, wenn das heutige Geld mit dem früheren verglichen wird. Warengeld und Kreditgeld. Wenn Sie die Unterschiede begreifen, wird Ihre Denkweise über Geld eine vollkommen andere sein.
Warengeld
Geld entsteht mit Fertigstellung einer Ware bzw. nach Leistung einer vollendeten Arbeit. Der in diesem Arbeitsprozess entstandene Wert geht auf das erzeugte Produkt über. Mit anderen Worten, dass Produkt erhält einen inneren Wert und damit eine gewisse Wertdeckung. Diese Art von Geld, wird als Warengeld bezeichnet. In vielen anderen Definition wird auch von einem bereits vollbrachten Versprechen gesprochen. Dies ist überwiegend der Fall, wenn es bei der Arbeit um eine Leistung ging.
In der Hauptfunktion dient das Geld als Tauschmittel im Warenverkehr. Das Geld kann dabei auch selbst als Ware angesehen werden. Auf dieser Grundlage basiert der Handel, in dem eine Ware durch eine andere Ware ausgetauscht wird. In diesem Falle hat das Geld den gleichen Wert, wie die Ware. Das Geld dient als Zwischentauschmittel, um einen Tausch zu erleichtern. Eine Kuh lässt sich schließlich nicht so einfach gegen eine Jacke tauschen. Vielleicht gegen 20 Jacken, allerdings wird nur eine benötigt. Mit einem einheitlichen Zwischentauschmittel sind diese Probleme beim Handel nicht mehr gegeben.
Beim Warengeld haben sich Münzen aus Gold und Silber etabliert. Da das Gold und Silber zuerst gefördert und dann zu Münzen verarbeitet wird, liegt der innere Wert in den Münzen selbst. Sie kennen vielleicht noch einige bekannte Goldmünzen wie z.B. den Vreneli oder den Sovereign. Warengeld in Form von Gold und Silber kann den Wirtschaftskreislauf ewig durchlaufen. Nicht ohne Grund haben die genannten Münzen und alle anderen aus Gold und Silber, egal ob 100 Jahre oder 1000 Jahre alt, noch heute ihre Wert von damals (teilweise zuzüglich Sammlerwert). Daran erkennen Sie, dass echtes Geld ebenso die Rolle eines Wertspeichers einnehmen kann.
Im Laufe der Zeit, wurden Goldmünzen teilweise durch Scheine ersetzt, weil dies vom Umgang her wesentlich praktischer war. Diese Scheine waren vom Gold gedeckt und konnten jederzeit zurück in Gold eingetauscht werden. Der Schein diente als eine Art Lagerschein. Dieses Geld konnte ebenso noch als Warengeld bezeichnet werden, da der Schein jederzeit gegen das entsprechende Gold eingetauscht werden konnte.
Ideales Geld muss fälschungssicher, nicht beliebig vermehrbar, wertbeständig und von den Menschen akzeptiert werden. Nur so kann Geld als Tauschmittel erfolgreich und langlebig funktionieren. Ist eine dieser Eigenschaften nicht gegeben, wird eine Währung auf Dauer in sich zusammenfallen. In der Vergangenheit gab es diverse erfolgreiche Währungen aus Gold und Silber. Im Laufe der Zeit hat es jedoch immer wieder heimliche Verschlechterungen in den Münzen gegeben. Der Goldgehalt war dann z.B. nicht 100%, sondern nur noch 95% und hat nach und nach nachgelassen. Der nominal Wert (Was auf der Münze drauf steht) der Münzen jedoch gleich unverändert. Der innere Wert der Münzen war somit plötzlich viel weniger. In den USA wurde 1971 z.B. die Einlösepflicht des Dollar in Gold abgeschafft. Die Deckung war plötzlich weg und es konnten weiter Scheine in den Verkehr gebracht werden. So konnte übrigens der Vietnamkrieg finanziert werden.
Alles Geld, was nicht unter den Begriff Warengeld fällt, hat keinen inneren Wert und ist in der Regel beliebig vermehrbar. Sie können es auch als Falschgeld, leeres Geld oder Kredit bezeichnen. Im englischen hat sich der Begriff Fiat Money etabliert. Ein richtiges deutsches Wort existiert nicht.
Kreditgeld
Spannend wird es mit der Beleuchtung des Geldes in heutiger Zeit. Der Charakter des Geldes hat sich stark verändert. Gedecktes Warengeld in Form von Münzen wurde im ersten Schritt durch Banknoten ausgetauscht, die anfangs noch für Eigentum von Gold und Silber standen. Nach und nach wurden Gold und Silber seitens der Regierungen als Zahlungsmittel abgeschafft und durch ungedecktes Kreditgeld ausgetauscht. Auf Kreditbasierende Banknoten standen für Schulden. Während dieser Zeit gab es einen Mix zwischen Waren und Kreditgeld. Zwischen den Banknoten wurde hierbei nicht unterschieden. Für den Menschen war es also unklar ob er einen Kreditschein oder gedeckten Schein in den Händen hält. Heute sind wir bei reinen Kreditgeld angekommen.
Für neues Geld, werden keine Edelmetalle mehr hinterlegt. Es wird einfach rausgegeben. Hinter dem Kreditgeld steht daher keine bereits erbrachte Leistung, sondern viel mehr ein Versprechen für eine zukünftige Leistung. Bezeichnen wir es mal als ein leeres Versprechen, welches nie eingelöst wird. Deswegen ist es heutzutage so einfach Kreditgeld aus dem Nichts zu erzeugen.
Kreditgeld entsteht zu einem in dem die Zentralbanken Geld drucken. Über die Geschäftsbanken, die sich das Geld von der Zentralbank leihen, gelangt es schließlich in den Umlauf. Aufgrund der Zinsen sind die Geschäftsbanken natürlich bestrebt die Bargeldreserven möglichst gering zu halten. Zum anderen können Geschäftsbanken Giralgeld aus dem Nichts schaffen, in dem neue Kredite ausgegeben werden. Diese Kredite sind durch das Rückzahlungsversprechen des Kreditnehmers bzw. des Mindestreservesatzes der Geschäftsbank gedeckt. So gesehen ist dies keine richtige Deckung. Kredite werden in der Regel jeden Kreditnehmer gewährt, bei dem davon ausgegangen werden kann, dass der Kredit in einer bestimmten Zeit getilgt werden kann. Der Staat ist übrigens einer der größten Schuldner dieses Systems. Bilanztechnisch sieht es bei der Bank so aus, dass der Kredit des Kreditnehmers diesem gutgeschrieben wird und damit als Verbindlichkeit auf der Passiva bei der Bank ausgewiesen wird. Auf der Aktiva, erscheint dieser als Forderung gegenüber den Kreditnehmers. Der Vorgang erhöht die Geldmenge, verhält sich für die Bank jedoch völlig Ergebnisneutral.
Banknoten sind momentan festes gesetzliches Zahlungsmittel und müssen im Zahlungsverkehr angenommen werden. Anders schaut es bei Buchgeld (z.B. Zahlung via Karte) aus. Die Akzeptanz basiert auf Freiwilligkeit, überwiegend aus Bequemlichkeit. Niemand ist jedoch verpflichtet Buchgeld anzunehmen. Jetzt wissen Sie, warum Sie nicht überall mit Buchgeld zahlen können. Außerdem entstehen hierbei dem Zahlungsempfänger noch Transaktionskosten. Mit dem Buchgeld haben Sie jedoch ein Anspruch auf Banknoten.
Das geschaffene Kreditgeld gelangt schließlich in den Wirtschaftskreislauf. Sobald der Kredit getilgt ist, verschwindet das Geld wieder aus dem System, bis neues Geld benötigt wird. Es ist wieder so viel Geld im Umlauf gewesen wie vorher. Das Geld für die Zinsen wurde dem Wirtschaftskreislauf nicht hinzugefügt. Theoretisch kann die vollständige Schuld aufgrund des fehlendes Zins gar nicht vollständig beglichen werden. Hierfür sind wieder neue Kredite nötig. Dies hat zur Folge das permanent neue Kredite notwendig sind, um das Geldsystem am leben zu halten. Eine Kettenreaktion ohne Ausweg, bei der Schulden immer nur weitergereicht, aber nie endgültig aufgelöst werden. Geldvermögen können daher auch nur wachsen, wenn die Verschuldung im System ebenso mitwächst. Dieser Vorgang verdonnert die Wirtschaft zu Wachstum, denn neben der Geldmenge, muss die Gütermenge im gleichen Verhältnis wachsen. Sonst gibt es das Problem, dass Waren schneller gekauft als hergestellt werden können. Dies führt dazu dass die Preise steigen und die Menschen noch schneller kaufen, bevor alles noch teurer wird. Dieses Szenario nennt sich dann Inflation, in die Geldmenge an die verfügbare Gütermenge angeglichen wird. Dass Geld wird weniger Wert, in dem für das gleiche Geld weniger Güter erworben werden können. Dies ganze kann im schlimmsten Falle in einer Hyperinflation enden, die sämtliche Geldvermögen vernichtet.
Die Konsequenzen
Bei den permanent steigenden Schulden, insbesondere auch den Staatsschulden, die den größten Teil der Schulden darstellen, sollte jetzt verständlich sein, wieso diese nie mehr zurückgezahlt werden können. Das Geldsystem funktioniert nur solange, wie die Menschen diesem System Vertrauen. Aufgrund der permanent steigenden Geldmenge ist das System zum Untergang verurteilt. Wie jede andere Papierwährung in der Vergangenheit auch. Das Geld kehrt früher oder später immer zu seinem inneren Wert zurück. In diesem Falle nichts, da alles Werte auf leerem Versprechen beruhen.
Einen Staat kann niemand zu einer Leistung zwingen. Die einzigen, die zu etwas gezwungen werden können, sind seine Bürger. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Staaten zu solche mitteln auch greifen. Ein Beispiel wären Zwangshypotheken in der Währungsreform 1948 in Deutschland.
Der Investor hat den Wert des Geldes begriffen und wird entsprechend wissen umzuschichten. Zum Ende einer Geldphase, die sich auch noch über viele Jahre hinziehen kann, wird er keine hohen Geldbeträge ansammeln, sondern entsprechend investieren. Das heutige Geld, aufgrund der fehlenden Deckung nicht Wertspeicher geeignet ist, bedient er sich anderen Anlage formen.